Teilhabe von Senioren verbessern - neuer Arbeitskreis
Teilhabe von Senioren - ist hier Handlungsbedarf?
Senioren - brauchen sie uns?
BürgerNetzWerk bündelt Signale und richtet Arbeitskreis „Teilhabe von Senioren“ ein.
In den letzten Wochen haben uns Warnsignale erreicht - von Sozialarbeitern in Pflegediensten, von den Mitarbeiter*innen von ambulanten und mobilen Diensten und auch von den bereits seit Jahren im Seniorenbereich arbeitenden Ehrenamtlichen. Alle Akteure sehen, dass der Pflegenotstand inzwischen spürbare Auswirkungen auch in Igersheim mit sich bringt und dass die im Pflegebereich aktiven Haupt- und Ehrenamtlichen vor allem den Bedarf an Teilhabe am gesellschaftlichen Leben alleine nicht mehr decken können. Die Anzahl der Ehrenamtlichen in diesem Bereich nimmt ab - auch weil Frauen, die in der Vergangenheit traditionell oft diesen Dienst für Mitmenschen geleistet haben - verstärkt berufstätig sind und einfach weniger Ehrenamt möglich ist.
Es ist wohl an der Zeit uns zu fragen, ob wir aktiv werden müssen und was wir als sorgende Gemeinschaft in unseren Ortschaften tun können, um Teilhabe von älteren Mitbürgern zu gewährleisten.
Vereinzelt kennt man die Situation in Nachbarschaft oder Verwandtschaft: Ältere Menschen verschwinden von der Straße. Vormals aktive Menschen werden aufgrund von Krankheit oder zunehmender körperlicher oder geistiger Beeinträchtigungen fast unsichtbar, aber sie leben weiterhin in unserer Nähe. Irgendwo hinter ihren eigenen vier Wänden - im Idealfall eingebettet in ein gutes soziales Netz mit Angehörigen, die sich um sie kümmern -, oder sie sind in ein Apartment mit Betreutem Wohnen oder sogar in ein Pflegeheim in der Nähe gezogen. Die pflegerische Betreuung klappt in der Regel sehr gut. Doch fürs Wohlergehen reichen Körperpflege und Essen nicht aus.
Je größer die Beeinträchtigungen sind, desto geringer wird die Teilhabe älterer Mitbürger am gesellschaftlichen Leben und desto leichter werden sie vergessen. Spaziergänge, Lesen, Erzählen vom Leben draußen,…. Pflegedienste und Einrichtungen schaffen das nicht alleine - trotz der verbesserten rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen im Pflegebereich.
Die enge Betreuung durch Angehörige und sehr gute Freunde ist immer seltener der Regelfall, weil die Angehörigen weiter weg leben oder selbst so eingebunden sind in Beruf und Pflichten, dass die „Alten“ alleine irgendwann kaum noch am Leben um sie herum teilnehmen können. Spätestens dann liegt es an der Gemeinde, an uns Nachbarn und Mitbürgern, den Weg nun zu ihnen zu finden, denn die Alternative dazu wären Einsamkeit und Depression
Das BürgerNetzWerk hat bisher bewusst keine Anstrengungen unternommen, Ehrenamtliche in diese soziale Einzelfallarbeit zu vermitteln, denn wir haben hier sehr gut funktionierende Senioren- und Pflegedienste. Auch die kirchliche Nachbarschaftshilfe in Bad Mergentheim, die ja auch in Igersheim ihre von ehrenamtlichen Mitarbeitern geleisteten Dienste anbietet und bei der die Gemeinde Igersheim Mitglied ist, gilt es zu stärken. Hier wird hauswirtschaftliche Unterstützung und Alltagsbegleitung für geringes Geld ermöglicht. Bis vor kurzem hatten wir den Eindruck, dass diese ergänzende Säule „Ehrenamt mit Aufwandsentschädigung“ evtl. Lücken im System bestens schließt. Aber auch die Kirchliche Nachbarschaftshilfe kann immer öfter Bedarfe nicht decken, weil Ehrenamtliche fehlen.
Das BNW-Team und die Ehrenamtlichen des Infodienstes für Senioren haben sich immer wieder mit diesen Fragen befasst. Wir wollen und können diese moralische Pflicht zum Kümmern weder Angehörigen noch bestehenden Partnerschaften unter Nachbarn, Freunden, usw. abnehmen. Ganz sicher will das BNW nicht dazu beitragen, dass Ehrenamtliche ausgenutzt werden, während Angehörige sich nicht kümmern oder die Betroffenen sich Unterstützung finanziell gut leisten könnten. Dann ist es ein Gebot der Fairness und Wertschätzung, soziale Dienstleistungen durch Fremde auch finanziell zu honorieren. Oft genug haben die meist weiblichen Ehrenamtlichen eh geringere Einkünfte und Rentenansprüche und können die Einnahmen gut gebrauchen. Wenn aber bei den Unterstützten nicht (mehr) genügend Geld da ist, wenn sich jemand seiner Lebtag für andere ehrenamtliche engagiert hat und nun allein dasteht, wenn die hauptamtlichen Dienste so überlastet sind, dass sie die Teilhabe von Menschen mit eingeschränkter Mobilität, usw. nicht mehr gewährleisten können - dann haben wir eine Situation, die neu bedacht werden muss. Wenn wir „unsere“ älteren Mitbürger nicht alleine diesem Problem überlassen wollen, sollte wohl auch das BürgerNetzWerk seine bisherige Strategie - nur in finanziellen Härtefällen für Betreuung und Unterstützung von Senioren Ehrenamtliche für den Dienst in der Kirchlichen Nachbarsschaftshilfe zu suchen - überdenken.
Neuer BNW-Arbeitskreis wird gebildet: Teilhabe von Senioren
Wir wollen zunächst den konkreten Bedarf mit den Partnern des Infodienstes für Senioren erfassen. Sollte diese Bedarfsklärung die Einschätzung der Sozialdienste und in der Seniorenarbeit tätigen Ehrenamtlichen bestätigen und herauskommen, dass dringender Handlungsbedarf besteht, dann wird das BNW über die Freiwilligenbörse reagieren und eine kommunale Bündelung von Anfragen und Angeboten ermöglichen. Hier können wir als sorgende Gemeinschaft nicht zuschauen, wenn unsere älteren Mitbürger*innen daheim und in den betreuten Wohnungen und in Pflegeheimen vereinsamen und von der gesellschaftlichen Teilhabe abgeschnitten sind. Wir sind überzeugt, in diesem Fall werden wir Freiwillige finden, die einen Teil ihrer Freizeit dafür setzen würden. Aber es muss zuerst sichergestellt sein, dass die primär zuständigen Akteure wie Angehörige, Seniorenzentren, Ambulante und Mobile Dienste, usw.,… ihren Part dazu beitragen, dass alte Menschen nicht nur pflegerisch, sondern auch seelisch gut versorgt sind.
Zu den Treffen des neuen Arbeitskreises „Teilhabe von Senioren“ laden wir interessierte Einwohner*innen ein, in diesem Arbeitskreis mitzuwirken und bis zum Sommer ein Konzept zu entwickeln, wie wir auf konkrete Bedarfe reagieren sollen, sofern sich diese bestätigen. Folgende Treffen (jeweils im Rathaus Igersheim, Zi 5, EG) sind geplant: Mittwoch, 27.3., Mi., 10.4. jeweils um 19.30 Uhr.
Bild zur Meldung: Teilhabe von Senioren verbessern - neuer Arbeitskreis